Ich arbeite als Betreuerin in einer Behindertenwohngruppe mit 16 Bewohnern. Zu Anfang der Corona-Situation war es sehr schwierig. Die Bewohner haben die Struktur ihres Alltags verloren, was für sie enorm wichtig ist. Manche brauchten mehr Aufklärung über die Situation und andere weniger. Corona ist auch bei unseren Bewohnern zum „Unwort“ geworden – viele können ja gar nicht nachvollziehen, warum sie Abstand halten sollen, warum sie nicht weiter zur Arbeit gehen können um einen sinnvollen Beitrag zu leisten oder was Corona bedeutet.
Die Lockerungen machen es für die Bewohner etwas einfacher, denn sie bekommen einen Teil ihrer Selbständigkeit zurück. Aber es muss ja auch alles organisiert werden – z.B. die Besucherregelung, Hygienevorschriften und vieles mehr … Die Herausforderung für mich ist, gelassen zu bleiben. Alles muss ja quasi von jetzt auf gleich passieren und wir haben nicht viel Zeit zum Planen oder Organisieren. Nach wie vor macht mir der Beruf trotzdem viel Freude. Jeder Tag ist anders – jeder Tag ist neu!
Meine privaten Kontakte sind leider sehr eingeschränkt – trotz der aktuellen Lockerungen. Zum Schutz der Bewohner. Ich verstehe das – aber es fehlt mir sehr. Ich bin jeden Tag für die Bewohner im Einsatz, weil sie mir wichtig sind. Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft das auch so sieht.