Ich bin verantwortlich für die Dienste der ambulanten, teil- und vollstationären Pflege. Vor der Corona Pandemie war ich ständig im persönlichen Austausch, in den Einrichtungen unterwegs und nah an den Themen der Mitarbeiter/innen.
Jetzt ist es eine totale Umstellung. Ich erlebe es als große Herausforderung, auf dem digitalen Weg ernste und wichtige Gespräche zu führen, in denen es wirklich um persönliche Themen geht. Als ob eine Barriere dazwischen liegt und man einfach eingeschränkt in seiner Arbeit ist.
Auch bei Bewerbungsgesprächen spüre ich eine sehr große Verunsicherung. Die berufliche Perspektive ist ja gut aber trotzdem haben viele (Zukunfts-)Ängste.
Ich habe den Eindruck, dass das Thema Wertschätzung im Moment ein sehr großes ist. Bald interessiert es schon fast niemanden mehr. Schnell gehen viele Menschen wieder zur Tagesordnung über und wollen sich mit den ernsten Themen gar nicht beschäftigen. Wenn wir anfangen, über unsere Arbeit zu reden, möchte die Mehrheit das oft nicht hören.
Ich wünsche mir, dass wir uns in der Gesellschaft auch mit den „schweren“ Themen auseinandersetzen, die einfach zum Leben dazugehören, wie Sterben, schwere Krankheiten, Einsamkeit. All das, wovor wir Menschen einfach Angst haben. Ich habe den Eindruck, wir bekommen erst dann Aufmerksamkeit und Wertschätzung, wenn unsere Arbeit gefordert wird. Wenn man uns braucht, wird vielen erst bewusst, wie wichtig das ist, was wir machen.